Schimmelentferner - Fluch oder Segen

Wann ist es sinnvoll ein Schimmelpilzentferner zu nutzen und was sind die Grenzen und Möglichkeiten ?
Veröffentlicht: 02.08.2025 Letztes Update: 11.08.2025
Autorin: Judith Meider
Ich bin Judith Meider - Mikrobiologin, Autorin und Sachverständige mit über 20 Jahren Erfahrung.
Mykomind habe ich gegründet, um endlich mit Halbwissen rund um Schimmel aufzuräumen und fundiertes, praxisnahes Wissen für alle zugänglich zu machen.
Schimmel an der Wand sieht nicht nur unschön aus, sondern sorgt auch für gesundheitliche Bedenken. Kein Wunder, dass viele Betroffene schnell zu sogenannten „Schimmelpilzentfernern“ greifen. Die Produkte versprechen einfache Abhilfe, doch was können sie wirklich?

Wie funktionieren Schimmelpilzentferner?

Die meisten handelsüblichen Mittel basieren auf Desinfektionswirkstoffen. Sie inaktivieren Schimmelpilze, verhindern also kurzfristig deren Vermehrung. Aber: Die Mikroorganismen bleiben auf der Fläche. Auch inaktivierte Zellen, Sporen und Zellbestandteile können weiterhin Allergien auslösen oder das Immunsystem reizen. Eine vollständige Entfernung, also eine Dekontamination, findet durch die Desinfektion nicht statt.
Besonders trügerisch: Sobald Feuchtigkeit erneut auftritt, können viele der Mikroorganismen reaktiviert werden. Das heißt: Der Schimmel wächst wieder trotz „Behandlung“. Die Bezeichnung „Schimmelpilzentferner“ ist daher irreführend und vermittelt eine Sicherheit, die nicht gegeben ist.

Schimmelentferner Test: Welche guten Schimmelpilzentferner gibt es?

Bei Schimmelentfernern kommt auf die Inhaltsstoffe und ihre Wirkung. Häufig eingesetzt wird Wasserstoffperoxid. In ausreichend hoher Konzentration kann es Zellstrukturen von Schimmelpilzen zerstören und tief ins Material eindringen. Es zerfällt anschließend zu Wasser und Sauerstoff, was es relativ rückstandsfrei macht. Wichtig zu wissen: Wasserstoffperoxid ist nicht sporozid – das heißt, Sporen werden dadurch nicht zuverlässig inaktiviert. Für kleinere, glatte Flächen sind alkoholbasierte Reiniger eine Option. Sie wirken schnell oberflächlich und verdunsten ohne Rückstände. Chlorhaltige Mittel bleichen sichtbar, können Schimmelzellen abtöten, sind aber reizend und wirken ebenfalls oft nur an der Oberfläche. Egal welches Mittel eingesetzt wird: Die Biomasse des Schimmels bleibt zurück - also abgestorbene Zellen und Sporenfragmente, die weiterhin allergen oder reizend wirken können. Ein guter Schimmelentferner sollte deshalb wirksam und materialschonend sein, ohne zusätzliche Feuchtigkeit einzutragen. Langfristig entscheidend ist aber immer die Beseitigung der Feuchtigkeitsursache und - wenn nötig - der Austausch befallener Materialien.

Schimmelentferner für Bad, Tapete etc. - worauf muss ich achten?

Schimmel im Bad entsteht häufig durch hohe Luftfeuchtigkeit und Kondenswasser. Typisch betroffen sind Fliesenfugen, Silikonabdichtungen oder die Duschkabine. Hier können Mittel auf Basis von Wasserstoffperoxid oder Alkohol wirksam sein, da sie gut auf glatten, nicht saugfähigen Flächen wirken. Auf Tapeten, Putz oder anderen saugfähigen Materialien reicht ein Schimmelentferner meist nicht aus, weil die Wirkstoffe nicht tief genug in das Material eindringen. In diesen Fällen ist es oft notwendig, die Tapete zu entfernen und den Untergrund neu zu bearbeiten. Wichtig: Die Inhaltsstoffe sind immer die gleichen - ob im Bad, Wohnzimmer oder Keller. Es geht also weniger um spezielle „Bad-Schimmelentferner“, sondern darum, den passenden Wirkstoff richtig anzuwenden und die Ursache der Feuchtigkeit dauerhaft zu beseitigen.

Schimmelentferner: Sinnvolle Einsatzbereiche

Trotzdem kann der Einsatz solcher Mittel in bestimmten Situationen sinnvoll sein: Zum Beispiel als kurzfristige Maßnahme um die Vermehrung zu verlangsamen, wenn eine Sanierung nicht sofort möglich ist. Auch bei kleinen, oberflächlichen Befällen ohne Feuchtigkeitsursache oder auf nicht rückbaubaren Materialien kann Desinfektion unterstützend wirken, allerdings nur mit klarem Bewusstsein für die Grenzen.
Für eine wirklich nachhaltige Schimmelsanierung gilt: Die Ursache muss gefunden und beseitigt, das befallene Material entfernt und der betroffene Bereich gründlich gereinigt werden. Alles andere ist nur Symptombehandlung.

Hausmittel zur Schimmelentfernung?

Essig wird oft als Hausmittel gegen Schimmel empfohlen. In der Praxis ist er jedoch ungeeignet: Die Säure kann poröse Materialien wie Putz oder Fugen angreifen und dort sogar das Wachstum begünstigen. Außerdem enthält Essig organische Bestandteile, die für einige Schimmelarten sogar als Nährstoff dienen können - das Gegenteil von dem, was man erreichen möchte. Andere oft genannte Hausmittel sind Alkohol, Spiritus oder Backpulver. Alkohol wirkt zumindest oberflächlich keimhemmend und kann auf glatten Flächen kurzfristig helfen. Backpulver oder Natron verändern den pH-Wert und können das Wachstum hemmen, sind aber nicht ausreichend wirksam, wenn der Schimmel tiefer im Material sitzt.

Gibt es Mittel um Schimmel vorzubeugen?

Wer Schimmel dauerhaft verhindern will, sollte vor allem die Feuchtigkeitsursachen bekämpfen. Mittel mit fungiziden Zusätzen, wie spezielle Anti-Schimmel-Farben oder Beschichtungen, können unterstützen, sie sind aber keine Dauerlösung. Die wichtigsten Tipps zur Schimmelprävention: Richtig lüften: Mehrmals täglich stoß- oder querlüften, besonders nach dem Duschen, Kochen oder Wäsche trocknen. Ausreichend heizen: Gleichmäßige Temperaturen verhindern Kondenswasser an kalten Wänden. Feuchtigkeit vermeiden: Nasse Stellen sofort trocknen, Wasserschäden schnell beheben. Möbel richtig stellen: Nicht direkt an kalte Außenwände rücken, damit die Luft zirkulieren kann. Bauliche Maßnahmen: In Problemzonen können Calcium-Silikat-Platten helfen. Sie nehmen Feuchtigkeit auf, geben sie wieder ab und erhöhen die Oberflächentemperatur der Wand. Das erschwert Schimmelwachstum - allerdings nur, solange die Platten fachgerecht eingebaut und nicht dauerhaft durchfeuchtet sind. Auch diese Platten können bei falscher Nutzung oder anhaltender Feuchtigkeit selbst verschimmeln. Schimmel vorbeugen gelingt am besten durch ein trockenes, gut belüftetes Raumklima. Chemische Produkte und bauliche Lösungen wie Calcium-Silikat-Platten können unterstützen - entscheidend ist jedoch immer die dauerhafte Beseitigung von Feuchtigkeitsquellen.

Fazit: Schimmelentfernung light

Schimmelpilzentferner sind kein Allheilmittel. Richtig eingesetzt, können sie kurzfristig unterstützen doch sie ersetzen niemals eine fachgerechte Sanierung. Wer sich auf die Sprühflasche verlässt, bekämpft bestenfalls die Symptome, aber nicht das Problem.
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Judith Meider
Geschäftsführerin, Schimmel-Expertin