Richtig lüften: So vermeidest du Schimmel in den eigenen vier Wänden

Finde heraus, wie du mit einfachen, aber wirkungsvollen Lüftungsgewohnheiten Feuchtigkeit loswirst und Schimmel erst gar nicht entstehen lässt.
Veröffentlicht: 11.08.2025
Letztes Update: 14.08.2025
Autorin: Judith Meider
Ich bin Judith Meider - Mikrobiologin, Autorin und Sachverständige mit über 20 Jahren Erfahrung.
Mykomind habe ich gegründet, um endlich mit Halbwissen rund um Schimmel aufzuräumen und fundiertes, praxisnahes Wissen für alle zugänglich zu machen.

Richtig lüften - warum es mehr ist als „Fenster auf“

Schimmel in Innenräumen ist fast immer ein Feuchtigkeitsproblem. Die Ursachen liegen oft in unserem Alltag: Kochen, Duschen, Wäsche trocknen oder auch einfach nur Atmen geben laufend Feuchtigkeit in die Raumluft ab. Wird diese Feuchtigkeit nicht konsequent abgeführt, steigt die relative Luftfeuchte und an kühlen Oberflächen kann Kondenswasser entstehen. Das ist der ideale Nährboden für Schimmelpilze.
Lüften ist die einfachste und zugleich wichtigste Maßnahme, um das Risiko deutlich zu senken. Doch viele lüften nicht effektiv und sind überrascht, wenn sich trotz „regelmäßigem Lüften“ Schimmel bildet.

Richtig lüften Merkblatt

Sichere dir jetzt die wichtigsten Lüftungsregeln auf einen Blick. So behältst du die Kontrolle über dein Raumklima und verhinderst Feuchtigkeit, bevor sie zum Problem wird:

Warum kann falsches Lüften sogar schädlich sein?

Fenster dauerhaft auf Kipp zu lassen, ist nicht nur ineffektiv, sondern kann das Schimmelproblem sogar verschlimmern. Bei gekipptem Fenster findet nur ein sehr langsamer Luftaustausch statt, während gleichzeitig die Bauteile rund ums Fenster auskühlen.
Kühlere Oberflächen können weniger Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen. Wenn ihre Temperatur unter den sogenannten Taupunkt fällt, kondensiert der Wasserdampf aus der Raumluft zu Flüssigkeit - oft als unsichtbarer, feiner Wasserfilm an der Wand. Genau diese Feuchtigkeit ist der ideale Nährboden für Schimmelpilze.
Hinzu kommt: Frische Außenluft ist in den meisten Fällen trockener als Innenluft. Kalte Winterluft zum Beispiel enthält nur wenig absolute Feuchtigkeit. Beim Erwärmen im Raum kann sie deutlich mehr Wasserdampf aufnehmen. So funktioniert der Abtransport: Beim Lüften ersetzt trockene Außenluft die feuchte Innenluft, nimmt beim Erwärmen überschüssigen Wasserdampf auf und führt ihn beim nächsten Lüften wieder nach draußen ab.
Ist der Luftaustausch aber zu gering, wie bei gekippten Fenstern, wird dieser Effekt kaum wirksam. Die Feuchtigkeit bleibt im Raum, lagert sich an kühlen Flächen ab und steigert so das Schimmelrisiko.

Richtig lüften: So funktioniert es

Stoßlüften: Mehrmals täglich Fenster weit öffnen, damit trockene Außenluft schnell einströmt und feuchte Innenluft vollständig ersetzt wird. Je größer der Temperaturunterschied, desto schneller der Austausch, im Winter oft schon nach 5 - 10 Minuten.
Querlüften: Am effizientesten: Fenster oder Türen auf gegenüberliegenden Seiten gleichzeitig öffnen. So entsteht ein kräftiger Durchzug, der in kurzer Zeit große Luftmengen austauscht.
Nach Feuchteeintrag: Direkt nach dem Duschen, Kochen oder Wäschetrocknen richtig lüften, bevor sich Feuchtigkeit auf kalten Oberflächen niederschlägt.

Wie oft sollte ich lüften?

Mehrmals am Tag, am besten morgens nach dem Aufstehen, mittags und abends, ist ein kurzer, kräftiger Luftaustausch ideal. Dabei reichen in der Regel fünf bis zehn Minuten Stoß- oder Querlüften aus, um die feuchte Innenluft gegen frische, trockenere Außenluft auszutauschen.
Im Winter geht das oft sogar schneller, da kalte Luft weniger Feuchtigkeit enthält und beim Erwärmen im Raum viel Wasser aufnehmen kann. Nach Tätigkeiten mit hohem Feuchteeintrag wie Kochen, Duschen oder Wäschetrocknen sollte sofort zusätzlich gelüftet werden, um Kondenswasser und damit Schimmelgefahr zu vermeiden.
Wer tagsüber nicht zu Hause ist, sollte morgens gründlich lüften und abends direkt nach dem Heimkommen noch einmal. In selten genutzten Räumen wie Schlafzimmern oder Gästezimmern kann es zudem sinnvoll sein, kurz vor dem Schlafengehen noch einmal frische Luft hereinzulassen

Saisonale Unterschiede beachten

Richtig lüften im Winter

Kalte Außenluft enthält nur sehr wenig Wasserdampf. Wird sie ins Haus gelassen und erwärmt, sinkt ihre relative Luftfeuchtigkeit deutlich. Dadurch kann sie im Raum viel Feuchtigkeit aus der Innenluft aufnehmen, die beim Lüften wieder nach draußen transportiert wird. Dieser Effekt macht den Luftaustausch im Winter besonders effektiv. Schon wenige Minuten Stoß- oder Querlüften reichen aus, um die Raumluft deutlich zu entfeuchten. Wichtig ist, die Fenster danach sofort zu schließen und die Räume wieder aufzuheizen, damit die Wände nicht auskühlen.

Richtig lüften im Sommer

Warme Außenluft kann sehr viel Feuchtigkeit enthalten. Strömt sie in kühle Innenräume oder Kellerräume, kühlt sie sich ab und überschüssige Feuchtigkeit schlägt sich als Kondenswasser an kalten Oberflächen nieder. Das kann schnell zu Schimmel führen. Deshalb gilt im Sommer: Keller nur dann lüften, wenn die Außenluft kühler und trockener ist als die Kellerluft, in der Regel früh morgens oder spät abends. Wohnräume können tagsüber gelüftet werden, jedoch am besten in den kühleren Tageszeiten, um unnötige Wärmeeinträge zu vermeiden. Ein Hygrometer hilft, den besten Lüftungszeitpunkt zu erkennen - optimal ist es, wenn die Außenluft eine niedrigere absolute Luftfeuchtigkeit hat als die Innenluft.

Den Keller richtig lüften

Keller neigen oft zu höherer Luftfeuchtigkeit, da die Wände kühler sind als die Raumluft. Wenn warme, feuchte Außenluft hineinströmt, kann sie an den kühlen Oberflächen kondensieren und Schimmelbildung fördern.
Deshalb sollte im Sommer nur gelüftet werden, wenn es draußen kühler und trockener ist als im Keller, also meist früh morgens oder spät abends. Im Winter ist das Lüften unproblematischer, da die kalte Außenluft beim Erwärmen im Raum mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann.
Ideal ist kurzes, kräftiges Stoßlüften mit weit geöffnetem Fenster, um die feuchte Luft schnell auszutauschen, ohne den Raum unnötig auszukühlen. Dauerhaft gekippte Kellerfenster sind dagegen eine Einladung für Feuchtigkeit und Schimmel.

Das Bad richtig lüften

Nach dem Duschen oder Baden steigt die Luftfeuchtigkeit im Bad oft auf über 80 Prozent an. Diese feuchte Luft muss schnell nach draußen, bevor sie sich an Wänden, Fugen oder Fenstern absetzt. Am besten sofort nach der Nutzung das Fenster ganz öffnen und für fünf bis zehn Minuten stoßlüften.
Die Badezimmertür währenddessen geschlossen halten, damit die feuchte Luft nicht in andere Räume zieht. Gibt es kein Fenster, sollte ein leistungsstarker Lüfter genutzt werden, der die feuchte Luft direkt nach außen ableitet.
Feuchte Handtücher oder nasse Wäsche nicht lange im geschlossenen Bad hängen lassen, da sie die Luftfeuchtigkeit erhöhen und so Schimmelbildung begünstigen können.

Was ist besonders wichtig im Altbau?

In Altbauten sind Wände und Decken oft weniger gut gedämmt als in modernen Gebäuden. Dadurch kühlen sie schneller aus, besonders an Außenwänden und in Ecken. Feuchte Luft schlägt sich dann dort leichter als Kondenswasser nieder, was Schimmel begünstigt.
Regelmäßiges und gezieltes Lüften ist deshalb besonders wichtig, um die Raumluftfeuchtigkeit niedrig zu halten. Im Winter sollte dabei darauf geachtet werden, nicht nur die Luft, sondern auch die Wände wieder aufzuheizen, zum Beispiel durch gleichmäßiges Heizen nach dem Lüften.
Möbel sollten nicht direkt an kalten Außenwänden stehen, damit die Luft zirkulieren kann. Bei sehr dichter Nachrüstung von Fenstern kann es nötig sein, das Lüftungsverhalten anzupassen, da der natürliche Luftaustausch stark reduziert ist.

Temperatur und Feuchtigkeit im Blick behalten

Ein einfaches Hygrometer zeigt dir, wann es Zeit zum Lüften ist. Liegt die Luftfeuchtigkeit dauerhaft über 60 %, steigt das Schimmelrisiko deutlich. Ebenso wichtig ist die Raumtemperatur, denn kalte Oberflächen begünstigen Kondensation.
Richtwerte für Wohnräume:
  • Temperatur: 20 - 22 °C
  • Luftfeuchtigkeit: 40 - 60 %

Das Zusammenspiel aus Heizen und Lüften

Frische Luft allein reicht nicht, um Schimmel vorzubeugen. Auch die Raumtemperatur spielt eine wichtige Rolle. Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen und diese beim Lüften nach außen abgeben.
Wer zu wenig heizt, riskiert kalte Wandflächen, an denen Feuchtigkeit kondensieren kann. Deshalb sollte immer beides zusammengedacht werden: richtig lüften und gleichmäßig heizen. Ausführliche Tipps dazu findest du im Beitrag „Richtig heizen“.

Typische Fehler, die ich in der Praxis immer wieder sehe

  1. Kipplüftung als alleinige Maßnahme
  2. Räume auskühlen lassen, um Heizkosten zu sparen
  3. Kellerfenster im Hochsommer tagsüber offen lassen
  4. Nach dem Lüften Heizung nicht wieder hochdrehen

Fazit

Richtig lüften ist kein Hexenwerk, aber es erfordert mehr als das gelegentliche Öffnen eines Fensters. Wer die Zusammenhänge zwischen Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Raumklima kennt, kann mit wenig Aufwand Schimmelbildung vermeiden.
Wenn du tiefer einsteigen möchtest und genau verstehen willst, wie Heizen und Lüften zusammenwirken, welche Fehler besonders oft gemacht werden und wie du ein gesundes Raumklima schaffst, empfehle ich dir meinen Kurs „Richtig heizen und lüften“. Darin bekommst du das komplette Wissen - praxisnah, verständlich und wissenschaftlich fundiert.
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Judith Meider
Geschäftsführerin, Schimmel-Expertin